SWR3 Gedanken

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Mein Vater war ein heimatloser Aramäer –
Heute, weniger altmodisch formuliert, würde es vielleicht heißen:
Meine Eltern sind aus Syrien geflüchtet oder aus Kurdistan…
In der Bibel geht die Geschichte so weiter:
Als er am Verhungern war, zog er mit seiner Familie nach Ägypten
und lebte dort als Fremder.
Mit einer Hand voll Leuten kam er da hin...

Das ist eine alte Geschichte – und mehr als das.
Es ist der Anfang eines jüdischen Glaubensbekenntnisses,
ein paar tausend Jahre alt, gesprochen damals jedes Jahr beim Erntedankfest.
Und so geht es weiter, dieses Glaubensbekenntnis:
Wir wurden unterdrückt und zu harter Arbeit gezwungen.
Da schrieen wir zu Gott um Hilfe.
Er hörte uns und half uns aus Not, Elend und Sklaverei.

Ein jüdisches Glaubensbekenntnis – und eigentlich ein allgemein Menschliches:
Eigentlich sind Menschen ja irgendwie immer unterwegs,
sind fremd hier, wo sie gerade sind.
Alle Menschen sind Ausländer, fast überall.
Wo die Welt immer kleiner zu werden scheint,
wo das andere Ende der Welt sich anfühlt wie die Nachbarschaft:
Gerade in dieser globalen Zeit fühlen sich Menschen heimatlos wie noch nie.

Heute ist der Tag des Flüchtlings;
Tag der vielen hundert Millionen Menschen, die richtig hart auf der Flucht sind.
Irgendwie ist das aber auch ein Tag aller Menschen, wie gesagt.
Viele, die hier zu Hause sind,
wenden sich deswegen den anderen zu, denen aus der Fremde,
den Flüchtlingen aus anderen Ländern.
Heißen sie willkommen, sorgen für Wohnung und Ämterkram,
für Sprachkurs und Kinderbeschäftigung.
Gerade auch christliche Gruppen tun das,
einfach so, inoffiziell oft, inzwischen aber auch mit amtlicher Unterstützung;
denn: Ein heimatloser Flüchtling war Abraham, der Vater unseres Glaubens.
Wir sind mit ihm unterwegs; Menschen auf Wanderschaft.
Wir sind Migranten –
das ist mehr, als dass wir einen Migrations-Hintergrundhätten

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18318
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