SWR1 3vor8

SWR1 3vor8

(Mt 18, 15-20)
Wie geht eine Gemeinschaft mit einem Menschen um, der dieser Gemeinschaft Probleme bereitet? Und wie geht eine Gemeinschaft mit diesem Menschen um, wenn sie besser miteinander umgehen möchte als andere? Darum geht es in einem Text, der heute in den katholischen Kirchen zu hören ist. In diesem Text aus dem Matthäusevangelium gibt Jesus klare Anweisungen wie seine Jünger mit einem der ihren umgehen sollen, wenn er sich falsch verhält. Zunächst soll einer allein mit ihm reden und ihn freundlich auf sein Fehlverhalten hinweisen. Nimmt er die Rückmeldung an und lässt die Fehltritte, ist alles gut. Nimmt er sie nicht an und nervt oder schädigt die Gemeinschaft weiterhin sollen zwei oder drei Jünger mit ihm reden. Hört er auch auf sie nicht, muss er vor die ganze Gemeinschaft. Hilft selbst das nicht, ist er raus. Ein so altes wie bewährtes Modell von Konfliktbewältigung. Weil es sowohl den Ausreißer schützt wie auch die Gemeinschaft. Den Ausreißer davor dass er von Einzelpersonen verleumdet wird und die Gemeinschaft davor, dass sie  durch Einzelne dauerhaft geschädigt wird. Das wichtigste, weil entscheidend christliche, sagt Jesus aber erst am Schluss dieses Textes:   „Alles was zwei von Euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem Vater erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Dieser Zusatz hebt die Konfliktbewältigung noch auf eine andere Ebene. Seine Jünger sollen sich sammeln. Also zahlenmäßig aber auch geistlich. Gerade auch im Konflikt Kontakt mit dem Himmel herstellen, im Gebet Distanz zum menschlich Allzumenschlichen herstellen.

Denn wie wir auch aus der Kirchengeschichte wissen, können auch Gemeinschaften irren. Zu oft geht es bei Konflikten um Macht und Eitelkeit, um Sympathie und Antipathie. Und genau davon sollen sich Christen lösen, wenn sie sich bei Auseinandersetzungen auf Jesus rückbesinnen. Wenn sie sich von sich selbst lösen können und auf das besinnen, was Jesus gelehrt und gelebt hat: barmherzig sein, konsequent sein, lieben, vergeben. Dessen sollen sie sich aber gerade in Gemeinschaft besinnen. Denn gemeinsam erinnert man sich leichter und genauer als einsam.

Einen schönen Sonntag wünsch‘ ich Ihnen.                                                                 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18218
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