SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Die eigene Stimme hören – das findet eigentlich jeder schwierig.
Als Kinder und Jugendliche haben wir es
mit den ersten CassettenRecordern probiert:
mal kurz ein Wort oder einen Satz ins Mikrophon  gesprochen –
aber deine eigene Stimme kommt dir ganz fremd vor,
manche finden sie sogar peinlich.
Technisch leicht zu erklären – wenn ich meine Stimme höre,
so im Alltag, dann höre ich mich sozusagen schon von innen mit.
Das Mikrophon hört nur von außen zu – so, wie alle anderen mich reden hören.

Anja Tiedge ist eine Profi-Sprecherin; sie hat im Interview erzählt,
dass sie auch nur zwei Möglichkeiten hat, wenn sie ihre Stimme hört –
zum Beispiel bei den Sicherheitshinweisen im Flugzeug:
Weghören, Ohren zuhalten – oder genau hinhören und checken,
ob sie alles richtig gemacht hat.

 

Wenn ich vor einem Spiegel stehe
und der mich da anschaut, ist nicht so besonders attraktiv:
Da kann ich weggucken oder die Augen schließen.
Den Ohren fehlt so etwas wie Ohrenlider oder Klappen zum Zumachen.
Und mit den Händen zuhalten – das geht;
ist aber viel aufwändiger als Augen zu und durch.

Mir selber zuhören – das ist aber doch auch wichtig.
Lässt sich ganz ohne analoge oder digitale Aufnahmetechnik üben.
Es gibt so etwas wie eine innere Stimme, die dir tatsächlich was zu sagen hat.
Dass jetzt Zeit wäre, den Tag zu beenden und schlafen zu gehen;
dass jetzt eigentlich genug gegessen oder getrunken ist.
So einfache und schlichte Sachen.
Aber auch – und genau so lebenswichtig: Dass es jetzt besser wäre,
den Streit zu beenden und sich zu vertragen;
dass fremde Sachen mir nicht gehören,
dass ich Steuern zu bezahlen habe vom verdienten Geld…

Die Stimme des Gewissens nennt man das;
oft überhört, gern verdrängt, weil manchmal auch unbequem.
Aber jedenfalls sehr sehr hilfreich.
Dieser Stimme – und damit mir selbst
ganz bewusst zu lauschen:
Hat schon oft geholfen, den einen oder anderen Fehler zu vermeiden!

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17315
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