SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Mehr als sechzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gibt es in Deutschland im-mer weniger Menschen, die noch bewusste Augen- und Ohrenzeugen eines Krieges sind. Weitaus weniger als solche, die in einer langen Friedensphase aufwuchsen.
Gewiss – für die lange Zeit des Friedens in unserem Land können wir dankbar sein. Aber zugleich wird für die „Nichtkriegsgeneration“ – ich gehöre ihr auch an – spürbar, dass Frieden mehr ist als das Schweigen der Waffen.
Mit dem Verschwinden der Pershings und Cruise Missiles verstummte auch die Friedens-bewegung. Und doch hätten ihre Propheten bis heute genug zu predigen.
Die Spannungen zwischen den Industrienationen und muslimisch geprägten Ländern wachsen. Aggressionen entladen sich in unkontrollierbarem Terror. Die Gefahr eines neuen atomaren Rüstungsschubs droht. Hungersnöte und Naturkatastrophen erinnern uns daran, dass Lebensmittel und Landbesitz in dieser Welt ungerecht verteilt sind.
Frieden ist mehr als Sattheit und wirtschaftlicher Wohlstand. Frieden kann es nur geben, wenn die Güter dieser Erde gerecht aufgeteilt sind. Frieden kann nur herrschen, wo es ge-genseitiges Verstehen gibt – trotz aller Unterschiede. Friede wächst nur dort, wo Ängste abgebaut werden. Frieden ist vor allem Arbeit.
Ich finde, es wäre eine Chance, im oft so trist empfundenen Monat November mal beson-ders auf die Kehrseite von Tod und Krieg zu schauen – auf den Wert des Lebens, auf die Zerbrechlichkeit des Friedens.
Morgen beginnt in vielen Kirchen die so genannte „Friedensdekade“ – zehn Tage, die dem Nachdenken darüber gewidmet sind, wie Frieden entstehen und bewahrt werden. Zehn Tage voller Veranstaltungen, Aktionen und Projekte, die alle ein Ziel haben: die harte Ar-beit am Frieden und das Fest, wenn er gelingt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=95
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