Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Was ihr getan habt einem von diesen geringsten meiner Brüder und Schwestern , das habt ihr mir getan.“ Jesus hat das gesagt.
Und die geringsten - das sind die Hungrigen, die Fremden und die Gefangenen. Die gering geachteten. Die Gering-Verdiener. Menschen in prekären Lagen - so sagt man heute. Und erfindet ein neues Wort: Prekariat. Ihr Leben ist so prekär, dass ihnen die Hoffnung fehlt, die Energie und die Möglichkeit, sich selbst aus ihrer armseligen Situation zu befreien. In solchen Menschen ist Gott. Wenn wir den Hungrigen zu essen geben, die Fremden aufnehmen und die Gefangenen besuchen, dann ist das, als hätten wir Gott zu essen gegeben, Ihn aufgenommen, Ihn besucht. Gott in den leidenden Menschen. Jesus drückt sich da ziemlich klar aus. Wenn wir über Arbeitslose hämisch herziehen, dann ziehen wir über Gott her. Wenn wir Ausländer hassen, hassen wir Gott. Wenn wir Straffällige verachten, verachten wir Gott. Steht so in der Bibel. Die Armen, die Fremden oder die Gefangenen - wir müssen sie nicht gut leiden können. Und ob sie an ihrer prekären Lage selber Schuld sind oder nicht, das ist vollkommen egal. In ihnen begegnen wir Gott. Was für eine Zumutung!
Wir können zwar Gott in uns selbst finden oder im Wald oder in der Kirche. Aber das wäre nur das halbe Christentum. „Wer in Gott eintaucht, taucht bei den Ärmsten wieder auf“, hat ein französischer Bischof gesagt. Das macht sie so unendlich wertvoll. Das gibt ihnen die Würde, die kein Mensch ihnen nehmen darf. Das ist wirklich eine Zumutung. Gott mutet es uns zu, dass wir jedem Menschen mit Achtung begegnen. Aber er gibt uns auch den Mut dazu. Denn es ist ja so:
Nicht nur in dem anderen begegnen wir Gott, auch in uns selbst ist er. Beides gehört zusammen, macht das ganze Christentum aus. Denn wer sich selbst für wertvoll hält, sieht auch den Wert der Elenden, sieht Gott in ihnen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=64
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