SWR2 Wort zum Sonntag

SWR2 Wort zum Sonntag

Kerzen tun mir gut. Vor allem jetzt in der dunklen Jahreszeit brauche ich ihr ganz besonderes Licht. Kerzenlicht ist anders als das Licht einer Glühlampe. Es macht nicht nur hell, es wärmt auch, eine Kerze strahlt Leben aus. Vermutlich weil die Flamme einer Kerze sich immer ein wenig bewegt. Und wenn die Kerze dann auch noch gut duftet. Kerzenlicht ist für mich ein Lebenszeichen. Wie geschaffen als Symbol für die Adventszeit. Kerzenlicht ist ein bisschen wie Musik. Es hat die Kraft, uns umzustimmen. Innere Dunkelheit wieder aufzuhellen. Die Seele, die kalt und erstarrt ist, zu wärmen und zu beleben. Ich habe das Gefühl, dieses Jahr die belebende Kraft des Adventslichts besonders nötig zu haben. Neue Hoffnungskraft. Es ist viel geschehen in diesem Jahr, das an den Kräften gezehrt hat.
Aber, ist es nicht naiv, so etwas von Kerzenlicht zu erwarten? Oder noch schlimmer, versuche ich mir damit Hoffnung einzureden?
Mag sein - aber wie sagt eine einfache und klare Lebensweisheit: "Es ist besser eine Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu jammern."
Es ist besser, sich zur Hoffnung umstimmen zu lassen, als innerlich zu erstarren und kalt zu werden. Dass ich mich umstimmen lasse zu neuer Hoffnung, das ist die heilsame Möglichkeit der Adventszeit. Dass ich mich erinnere an ihr besonderes Licht. Und mich davon berühren lasse.
Wie Zacharias in der Bibel.
Auch bei ihm hat es die Hoffnung nicht leicht.
Zwei Hürden stellen sich ihr bei Zacharias in den Weg:
Er ist alt geworden und er ist ein Mann mit einem eher konservativen Beruf. Zacharias ist Priester, seit Jahrzehnten schon versieht er seinen Dienst am Tempel in Jerusalem. Angesehen bei den Menschen, mit einem sicheren Auskommen. Ein Leben in festen Bahnen, ohne große Tiefen, aber er erwartet auch nicht mehr viel. Denn: Ein großer Lebenstraum ist ihm und seiner Frau Elisabeth versagt geblieben: Sie haben keine Kinder. Das hat Zacharias akzeptieren müssen. Aber dann klopft die Adventshoffnung doch noch einmal bei Zacharias an und fordert ihn heraus:
Wie schon oft versieht Zacharias seinen Dienst. Da überrascht ihn ein Engel Gottes und kündigt ihm auf seine alten Tage noch ein Kind an. "Du wirst Vater werden."
Ich, jetzt noch? Wie soll das gehen, ein Kind? Warum nicht schon früher, warum jetzt? Vor Schreck verschlägt es Zacharias die Sprache. Es dauert, bis er das neue Leben in sein altes hinein lassen kann, bis er sich zu neuer Hoffnung umstimmen lässt. Aber dann begreift er, dass Gott sein Leben berührt:
Und er stimmt ein ganz neues Lebenslied an:
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das strahlende Licht
aus der Höhe, um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes, und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.

Zacharias zeigt, wie schwierig und zugleich lebenswichtig es ist, sich vom Licht des Advents immer wieder berühren zu lassen. Advent bedeutet: Die Welt wird anders, weil Gott ihr nahe kommt, weil er in diese Welt kommt. Er kann in einem alten Leben etwas Neues wachsen lassen. Aber manchmal wollen wir nicht wirklich, dass etwas anders wird. Neue kann zur Unzeit kommen. Zacharias passt ein Kind zuerst nicht in sein altes Leben. Hoffnung auf anderes Leben fordert mich heraus nicht zu bleiben, wie ich immer schon war. Aber wenn Mann sich darauf einlässt, kann es heller werden.
Das verspricht der Advent: Wenn Gottes Hoffnung einen Menschen anrührt, kann die Welt anders und besser werden. Mitten im alltäglichen Leben. Jede Kerze im Advent ist ein Zeichen dafür, dass Gott unserer Welt nahe kommt. Ich brauche ihr Lebenslicht, dringend. https://www.kirche-im-swr.de/?m=241
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