SWR2 Wort zum Tag

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Politik, Diplomatie, Religion. Es ist alles da beim Besuch des Papstes in der Türkei. Und nicht nur Katholiken blicken aufmerksam nach Ankara, Ephesus und Istanbul. Denn sie sehen nicht nur ein konfessionelles Ereignis, sondern auch eine Begegnung zwischen Christentum und Islam, zwischen Abendland und muslimischer Welt, zwischen Bibel und Koran, auch zwischen verschiedenen Wertesystemen. Als"Treffpunkt und Begegnungspunkt von verschiedenen Religionen und Kulturen" hat Benedikt XVI. die Türkei bezeichnet und als "Scharnier zwischen Asien und Europa".Und sein zögerlicher Gesprächspartner Erdogan nennt den Besuch des Papstes eine Chance, für Toleranz und Frieden in der Welt einzutreten.
In diesen Tagen zeigt sich besonders deutlich, daß Religion immer auch im politischen Raum geschieht. Es gibt nicht den Glauben außerhalb der Welt. Das ist auch sonst so, hier springt es besonders ins Auge.
Die Regensburger Rede des Papstes zeigt religiöse und politische Folgen. Und es ist gut, daß er sich nicht aufgrund dieser Folgen zurückgezogen hat. Auf vielen Ebenen ist das Gespräch zwischen Islam und Christentum sehr viel lebendiger geworden. Zum Teil wird dabei zwar grob vereinfacht, zum Teil regiert Angst, zum Teil auch Haß. Aber es ist schwieriger geworden, zu vereinfachen. Auf der einen Seite werden Zwang und Gewalt offen als Themen benannt. Auch Religionsfreiheit ist ein Thema. Auf der andern Seite suchen Gläubige und Gelehrte beider Religionen verstärkt nach Gemeinsamkeiten und nach dem spirituellen Reichtum der jeweils anderen. Und sie erleben die konflikthafte Begegnung auch als Anstoß, ihre eigene Glaubenspraxis neu zu betrachten.
Papst Benedikt hat mehrmals zu seiner Rede Stellung genommen. Und seine Worte sind sicher auch programmatisch für den Türkeibesuch in diesen Tagen:
„Ich vertraue darauf, sagte er Ende September in Rom, „ich vertraue darauf, “dass nach den Reaktionen des ersten Moments meine Worte aus der Regensburger Universität beitragen können, Anstoß und Ermutigung zu einem positiven, auch selbstkritischen Dialog zu werden, sowohl zwischen den Religionen als auch zwischen der modernen Vernunft und dem Glauben der Christen.“ (Generalaudienz 20.9.06)
Vermutlich hat der Papst nichts dagegen, wenn ich diese Worte auch als Bitte an den Heiligen Geist höre. https://www.kirche-im-swr.de/?m=230
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