SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

„Wir müssen auf unsere Seele hören, wenn wir gesund werden wollen. Letztlich sind wir hier, weil es kein Entrinnen vor uns selbst gibt.
Solange der Mensch sich nicht selbst in den Augen, und im Herzen seiner Mitmenschen begegnet, ist er auf der Flucht. Solange er nicht zulässt, dass seine Mitmenschen an seinem Innersten teilhaben, gibt es keine Geborgenheit. Solange er sich fürchtet durchschaut zu werden, kann er weder sich selbst noch andere erkennen. Er wird allein sein. Alles ist mit allem verbunden.“
Fast 1000 Jahre alt sind diese Worte. So zeitlos und weise, diese Einsichten der Kirchenlehrerin Hildegard von Bingen. Und deshalb wert, sie nachklingen zu lassen, in diesen Tag hinein.
„Auf die Seele hören, wenn wir gesund werden wollen.“ Das ist so leicht wie schwer. Die Dinge sacken zu lassen. In sich selbst hineinhorchen um dann ganz bei sich selbst zu sein, gesund zu sein oder gesund zu werden an Leib und Seele. „Denn auf der Flucht sind wir, sagt Hildegard von Bingen, „wenn wir uns selbst nicht in die Augen schauen und den Mitmenschen ins Herz“. Auf der Flucht vor uns selber, vor den Fragen, die echt und den Worten, die notwendig sind: Wer bin ich, was will ich, wie geht es dir, wie geht es dir wirklich?
Wenn ich mich nicht wirklich interessiere, für das, was die Menschen unter der Oberfläche bewegt, wenn ich mich nicht richtig einlasse auf ihre aber auch auf meine Fragen, werde ich auch nur an der Oberfläche des Lebens bleiben. Und keine Geborgenheit und auch nicht viel Vertrauen erfahren.
Wenn ich zuviel Angst habe, dass mein Vertrauen missbraucht wird, wenn ich die Türen zu meinem Inneren immer verschlossen halte, dann bleibe ich getrennt von den Menschen und allein.
Aber die Seelen der Menschen können einander berühren. Wenn man die Tür zueinander behutsam, ganz behutsam öffnet. Und dann werden wir feststellen, dass wir im Innersten alle dasselbe suchen: Geborgenheit, Frieden und Liebe. Denn alles ist mit allem verbunden.
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