SWR4 Abendgedanken BW

SWR4 Abendgedanken BW

03NOV2006
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Heute möchte ich mit einem Gebet beginnen, das als das Lieblingsgebet des seligen Paters Rupert Mayer bezeichnet wird:
„Herr, wie du willst, soll mir gescheh’n und wie du willst, so will ich geh’n; hilf Deinen Willen nur verstehn....
Herr, weil du’s willst, d’rum ist es gut; und weil du’s willst, d’rum hab ich Mut.
Mein Herz in deinen Händen ruht.“
Heute, am dritten November, feiert die Kirche seinen Gedenktag. Ich bin auf dieses Gebet erst kürzlich gestoßen und der Gedanke, mich ganz in Gottes Händen zu wissen, dieses fast kindliche Gottvertrauen hat mich berührt. Zu seiner Zeit hatte Pater Rupert Mayer Gottvertrauen ja auch wahrlich nötig. Er war den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge. In seinen Predigten sprach er von den Gefahren, die vom Nationalsozialismus ausgingen – sehr früh schon und in aller Deutlichkeit. Er war ein Mann, der das Leben in allen seinen Facetten kannte und er engagierte sich in den Problemfeldern, die das soziale Elend der Großstadt München mit sich brachte. Die Menschen, die ihn als Seelsorger erlebten, nannten ihn den „Apostel Münchens“. Pater Rupert predigte in manchen Monaten bis zu 70 mal, wohl wissend, dass die Nazis ihn im Visier hatten. Nicht nur in der Münchner St. Michael-Kirche sprach er – auch in Bahnhofshallen nutzte er die Gelegenheit, durch die von ihm eingeführten „Bahnhofsgottesdienste“ möglichst viele Ausflügler zu erreichen. Die Nazis belegten ihn wegen seiner kritischen Einstellung mit Redeverbot. Als das den furchtlosen Prediger nicht stoppen konnte, zogen sie ihn aus dem Verkehr. Wiederholt wurde der Jesuitenpater verhaftet. Nach einem Aufenthalt im KZ Sachsenhausen war seine Gesundheit so geschwächt, dass die Nationalsozialisten ihn freiließen aus Angst, sein Tod könne zu Unruhen in München führen. Rupert Mayer musste sich in die völlige Isolation zurückziehen. Er wurde mundtot gemacht und durfte das bayrische Kloster Ettal fünf Jahre lang bis zum Ende des Krieges nicht mehr verlassen. Im Mai 45 kehrte er nach München zurück. Dort starb er schon wenige Monate später an den Folgen eines Schlaganfalls.
Pater Rupert lebte das, was er predigte. Für seine Zivilcourage und sein soziales Engagement hat Papst Johannes Paul II ihn 1987 seliggesprochen. Rupert Mayer hat sich den großen Herausforderungen seiner Zeit gestellt – ohne Rücksicht auf die Folgen. Er hat sich daran gehalten „Gott mehr zu gehorchen als den Menschen“. - Das braucht Mut. Den Mut, von dem in Pater Ruperts Lieblingsgebet die Rede ist: „Herr, weil du’s willst, d’rum ist es gut; und weil du’s willst, d’rum hab ich Mut. Mein Herz in deinen Händen ruht.“
https://www.kirche-im-swr.de/?m=209
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