SWR4 Abendgedanken BW

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Jetzt sieht man sie wieder, die Herbstdekoration in ihrer ganzen Vielfalt. Auch wenn manchmal schon ein vorwitziger Schokoladen-Weihnachtsmann in den Regalen steht, zwischen Erntedank und Advent hat sich ein neues Fest mit seinem eigenen Brauchtum geschoben. So ganz neu ist es aber nicht mehr. Hier in Deutschland macht es gerade Furore mit Lichterketten, Kürbisgesichtern, Fledermäusen und allem, was man so braucht, um es schön schaurig gruseln zu lassen. An Halloween, dem Fest in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November, herrscht in manchen Gegenden eine Mischung aus Walpurgisnacht und Karneval. Nicht nur Kinder verkleiden sich, aber sie sind es, die von Haus zu Haus gehen und mit dem Spruch „Süßes oder Saures“ etwas zum Naschen abstauben wollen. Ihr Spruch kommt aus dem Englischen: „trick or treat“, heißt es da. Also soviel wie: Süßigkeiten her oder ich spiele einen Streich.
Aus dem Englischen stammt auch die Bezeichnung des Festes Halloween: Da stecken die Wörter „Heilige“ und „Vorabend“ drin, und genau da findet das Fest ja auch statt: Am Vorabend von Allerheiligen. Nach christlichem Verständnis gehört der Vorabend bereits mit zum nächsten Tag und so gehört Halloween auch mit dem Fest Allerheiligen zusammen. Allerdings aus zwei verschiedenen Ansätzen heraus. Die Dunkelheit der Nacht, die Totenschädel- und Gespensterdekorationen an Halloween erinnern uns eher an die Seite des Todes, die wir fürchten und die wir mit dem Lärm vielleicht vertreiben wollen. – Das christliche Fest aller Heiligen dagegen spricht von der Hoffnung, die das ewige Leben in sich trägt. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Wir besuchen die Gräber und erinnern uns an unsere Lieben – im Glauben an die Auferstehung.
Beide Feste haben ihre eigene Atmosphäre. Halloween setzt in die dunkler werdende Jahreszeit einen bunten Punkt Lebensfreude. Ein Fest im Jahreskreis, das wir Europäer jetzt wieder für uns entdecken. In Amerika ist Halloween seit dem 19. Jahrhundert bekannt, als die irischen Einwanderer es mit in ihre neue Heimat brachten. In den USA wurde es schnell beliebt und hat sich bis heute natürlich auch sehr verändert. Das Fest, das in den letzten Jahren seinen Weg zurück nach Europa und nach Deutschland gefunden hat, ist stark geprägt von Kommerz und Unterhaltung und scheint wenig zu tun zu haben mit dem Gedenken an die Verstorbenen. Manchmal helfen uns Namen, die Dinge richtig einzuordnen. Im Fall von Halloween erinnert der Name uns daran, dass wir am Vorabend von Allerheiligen stehen.
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