SWR3 Gedanken

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Weltaidstag
Immer noch behaupten viele, die Seuche sei die Strafe Gottes für sündiges Benehmen – für schwule Männer, für Seitensprünge und Untreue. Und das so viele ganz sicher Unschuldige an Aids erkranken: Babies schon von Geburt an; Menschen, die bei einer Transfusion verseuchtes Blut bekommen haben, Ehefrauen von Männern, die sich sonst wo vergnügt haben… naja - das könnte Kollateralschaden sein. In Kauf genommen von diesem strafenden bösen Gott, weil der eben sein Ziel verfolgt, ohne Rücksicht auf solche Verluste. Ja tatsächlich: So denken und reden manche immer noch über Aids und über Gott und über ihre und seine angebliche Moral. Auch heute – am Welt-AIDS-Tag.
Nichts gegen Moral; nichts gegen sexuelle Treue und was Frau und Mann sonst noch tun kann und soll gegen die drohende Ansteckung. Aber den lieben Gott soll dafür doch bitte niemand in Anspruch nehmen. Für Aids heute so wenig wie für andere Unglücke früher -
etwa als sie zu Jesus kommen und ihn fragen: Wer hat gesündigt, dass der Mann hier blind geboren ist: er oder seine Eltern? Also wer hat Gottes Strafe heraufbeschworen!? Niemand – sagt Jesus. Ohne das dann theologisch oder philosophisch zu erklären.
Lieber macht er einfach, dass der Blinde sehen kann. Weil nämlich der Gott, an den dieser Jesus glaubt und von dem er den Menschen erzählt hat: Weil nämlich dieser Gott reine Liebe ist. Und in reiner Liebe haben so finstere Gefühle keinen Platz wie „Rache“ oder „Strafe“ für irgendwas Böses. HIV/Aids – das ist eine schlimme Krankheit. Es muss alles dagegen unternommen werden – vorbeugend und schützend und in der medizinischen Forschung. Und ansonsten kann jede und jeder sich herausgefordert fühlen von Aids. So ähnlich wie Jesus, der damals die Blindheit aktiv bekämpft hat:
herausgefordert zu aktiver Liebe. Die Kranken und Infizierten haben genug zu leiden.
Für Predigten und falsche Moral werden sie sich bedanken.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=156
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