Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Kaum zu glauben: Aufs Jahr gerechnet verbringen Zehnjährige mehr Zeit vor dem Fernseher als im Schulunterricht, über 1.400 Stunden! In westdeutschen Großstädten haben zwei von drei Jungs in diesem Alter ein Fernsehgerät im Kinderzimmer. Das sind Zahlen, die zu denken geben, nicht nur heute am sogenannten „Weltfernsehtag“.
Natürlich leben wir in einer Mediengesellschaft, in der kaum jemand auf den Flimmerkasten verzichten möchte. Aber beim Fernsehen ist es wie bei vielen Dingen: die Dosis ist entscheidend.
Kinder, die aus Langeweile oder Vernachlässigung stundenlang durch die Programme zappen, müssen mit schlimmen Nebenwirkungen rechnen. Der Bewegungsmangel führt bei vielen zu Übergewicht und fehlender Fitness.
Neue Studien belegen, dass Vielseher deutlich schlechtere Schulleistungen aufweisen. Lese- und Schreibschwächen sind bei ihnen ebenso ausgeprägt wie sprachliche Defizite. Diese Ergebnisse können nicht überraschen, sieht man sich die Programme vieler Sender einmal näher an. Was da in Talkshows, Daily Soaps oder Comedies geboten wird, ist oft genug geist- und geschmacklos. Medialer Schrott.
Schlimmer noch sind die vielen brutalen Actionfilme. Untersuchungen aus Niedersachsen zeigen, dass Kinder, die über einen eigenen Fernseher verfügen, doppelt so häufig jugendgefährdende Gewaltdarstellungen anschauen als andere. Verstärkt wird dieser Effekt noch durch die Nutzung ähnlich gelagerter Computerspiele. Das bleibt nicht ohne Folgen: Die Gewaltbereitschaft der Heranwachsenden nimmt zu. Wenn Mord und Totschlag alltäglich auf dem Bildschirm konsumiert werden, dann baut das keine Aggressionen ab. Im Gegenteil: Gewalt erscheint geeignet, Konflikte zu lösen. Medienforscher und Polizeipsychologen schlagen Alarm!
Die Schuld allein den Programmmachern zuzuschieben, wäre aber zu einfach. Hier sind zuerst die Eltern gefordert. Bundespräsident Horst Köhler hat kürzlich in seiner Rede zur Bildungsmisere darauf hingewiesen. In einer Hauptschule in Berlin-Neukölln meinte er:
„Eltern müssen sich Zeit für ihre Kinder nehmen: Spiel und Gespräch, Vorlesen und Erzählen, gemeinsame Mahlzeiten am Familientisch – das fördert die Entwicklung der Kinder. Ein Fernseher im Kinderzimmer tut es nicht!“
https://www.kirche-im-swr.de/?m=124
weiterlesen...